Naturpark Nossentiner und Schwinzer Heide
Weite Wälder, stille Seen und zahlreiche alte Kirchen,
Klöster und Gutshäuser charakterisieren den Naturpark
Nossentiner und Schwinzer Heide. Der Park umfasst 60 Seen, von denen
der Krakower Obersee der größte ist, sowie 300 km Rad- und
Wanderwege und 160 km Reitwege, und ist mit nur 9 Einwohnern pro qkm
sehr dünn besiedelt. Die im Karower Meiler ansässige
Naturparkverwaltung lädt regelmäßig zu Vorträgen,
Ausstellungen und kulturellen Veranstaltungen ein.
Informationen von www.naturpark-nossentiner-schwinzer-heide.de
Steckbrief
Der Naturpark Nossentiner und Schwinzer Heide erstreckt sich auf 365
qkm über Teile der Landkreise Müritz (40%), Parchim (38%) und
Güstrow (22%). Bei nur 9 Einwohner/qkm ist er sehr dünn
besiedelt. Kernstück des Naturparks ist ein riesiger
Flächensander, der heute von weiten Wäldern (55%) bedeckt
ist. Der Wald wird aktuell von Kiefernforsten in Mischwälder
umgewandelt. Eingelagert sind 60 Seen (14%) mit unterschiedlichen
Qualitäten: einige sind flach und nährstoffreich, andere tief
und klar. Der größte Teil wird auch fischereilich genutzt.
Landwirtschaft (25%) wird nur in den Randbereichen betrieben, wobei auf
dem Acker Getreide, Mais und Raps angebaut wird und das Grünland
meist der Mutterkuhhaltung dient. Der Naturpark ist über ein Netz
von Rad-, Wander- und Reitwegen erschlossen. Auf Rundwegen und
Lehrpfaden erhält man vielfältige Informationen zur
Entstehung, Nutzung und Entwicklung dieser Kulturlandschaft. Zentraler
Informationspunkt ist das Kultur- und Informationszentrum Karower
Meiler. 16 Naturschutzgebiete nehmen 19% der Fläche ein. Der
gesamte Naturpark ist europäisches Vogelschutzgebiet.
Bundesland Mecklenburg-Vorpommern
Festsetzung 1990 (einstweilige Sicherung)
1994 (endgültige Festsetzung durch Landesverordnung)
Größe in Hektar: 36.500
Geografische Lage: in der Mecklenburgischen Seenplatte zwischen den
Städten Plau am See, Goldberg, Krakow am See, Malchow und Waren an
der Müritz
Naturraum und Ökosystem: Wald (60%), Wasser (14%), Landwirtschaft (21%), Siedlung und Verkehr (5%)
Besonderheiten: 60 Seen, ausgedehnte Flächensander, Moore, Quellgebiet von Mildenitz und Nebel
Dauerausstellung mit weiteren Informationen im
Kultur- und Informationszentrum "Karower Meiler" (in Karow, bei Krakow am See)
Mai bis September täglich 10-17 Uhr
April und Oktober täglich 10-16 Uhr
Nov., Febr. und März Mo-Fr. 10-16 Uhr
Januar und Dezember geschlossen
Telefon: 038738 70292 oder 73840
Anfahrt mit der Bahn: Karow, Jabel, Alt Schwerin, Malchow
Anfahrt mit dem Auto: A 19 Anschlussstellen Malchow oder Linstow, B 103 und B 192
Die Landschaft und ihre Entwicklung
Der Naturpark ist geprägt durch weite Kiefernwälder,
zahlreiche Seen, Moore, Dünen, Feuchtwiesen, Trockenrasen und
Heiden sowie ruhige Dörfer. Diese Kulturlandschaft entstand durch
die letzte Eiszeit und durch das Tun des Menschen über viele
Generationen. Ein letztes Mal schoben sich vor etwa 15 000 Jahren
Gletscher von Norden voran. Sie kamen am Nordrand des heutigen
Naturparks zum Stehen, schmolzen langsam ab und bildeten hier die
Endmoräne. Unzählige Schmelzwasserströme lagerten
südlich der Gletscher Massen von Kies und Sand ab. Diese glaziale
Form nennen wir Sander.
Aus geologischer Sicht bildet der Sander den Kern des Naturparks, der
heute fast ausschließlich von Kiefernwäldern bedeckt ist. Wo
das Gletscherwasser Rinnen ausspülte, finden wir heute Seen und
Moore. Die zahlreichen Rinnenseen haben meist sehr klares Wasser und
große Sichttiefen. Sie beherbergen noch selten gewordene Tier-
und Pflanzengemeinschaften. Vom Sand überdeckte Toteisreste
hinterließen nach dem Abtauen Hohlformen, in denen sich
große und flache Seen bildeten. Diese stellen heute
nährstoffreiche Seen oder Moore dar.
In alle Landschaftsstrukturen griffen die Menschen seit etwa 5 000
Jahren durch ihre Nutzung ein und veränderten ständig ihr
Gesicht.
Landschaftsgeschichte und Flächennutzung
Das Wirken der Slawen (ca. 700 - 1 200) und später der
deutschstämmigen Siedler sowie die Gründungen von
Städten und Klostern (Dobbertin und Malchow) im 13. Jahrhundert
beeinflussten die Landschaftsentwicklung in hohem Maße, doch die
letzten 250 Jahre hinterließen durch Raubbau am Wald besondere
Spuren.
16 Glashütten, 23 Teeröfen, 12 Kalköfen und 15
Ziegeleien sowie viele Holzmeiler führten um 1800 zur fast
völligen Zerstörung des Waldes. Aus der Holznot heraus
entwickelte sich eine geregelte Forstwirtschaft, die nach und nach den
Wald als Kiefernforst wieder aufbaute. Heute werden von zwei
Landesforstämtern, einem Bundesforstamt und zur Zeit drei
Privatforsten über 60% der Naturparkfläche als Wald
gemäß einer naturnahen Forstwirtschaft genutzt. Die anderen
Landflächen bewirtschaften ca. 25 Landwirtschaftsbetriebe, wobei
etwa 50% des Grünlandes extensiv genutzt wird. Zwei große
und zwei kleine Fischereibetriebe befischen 96% der Seen. Einheimischen
Fisch kann man in vielen Gaststätten essen, vor Ort kaufen oder
aber auch selbst angeln.
Tiere und Pflanzen
Die vielfältige Naturausstattung und die geringe menschliche
Siedlungsdichte sind Hauptursachen für das Vorkommen vieler
bedrohter Tier- und Pflanzenarten. So wurden bisher über 140
Brutvogelarten nachgewiesen. Neunzig andere Vogelarten treten als
Durchzügler und Nahrungsgäste auf und unterstreichen die
Bedeutung des Naturparks als Europäisches Vogelschutzgebiet.
Herausragend sind die Vorkommen von 15-16 Brutpaaren des Seeadlers, ca.
11 Paaren des Fischadlers und 12-15 Brutpaaren der Großen
Rohrdommel. Viele Menschen sind begeistert, wenn sie den Seeadler im
Gleitflug über die Seen und Wälder dahingleiten sehen. Er ist
Symbolvogel für den Naturpark und deshalb auch im Logo
wiederzufinden.
Von den Säugern ist besonders der Fischotter zu nennen, der das
gesamte Gebiet besiedelt. Seltene Pflanzen wachsen an
nährstoffarmen, trockenen oder nassen Standorten, z.B. in den
Uferbereichen der Klarwasserseen. Aber auch am Grund dieser Seen leben
verschiedene Armleuchteralgen in Form ausgedehnter Rasen, die ein
besonderes Kleinod im Naturpark darstellen.
Kulturgeschichte
Viele unserer Dörfer spiegeln die Geschichte seit ihrer
Gründung im 13. Jahrhundert wider. Lange existierten auf den armen
Sandböden der Heide noch slawische Siedlungen, während auf
den besseren Böden überwiegend deutsche Bauern während
der Ostkolonisation angesiedelt wurden. Sie bauten sich Kirchen erst
aus Holz und dann auch aus Feld- und Backsteinen. Noch heute finden wir
die ursprünglichen Gotteshäuser oder deren Nachfolgebauten in
vielen Dörfern und wir können ihre Vielfalt bewundern. In
diese Siedlungsphase gehört auch das Dobbertiner Kloster, das um
1220 auf einer Landzunge am Dobbertiner See errichtet wurde.
Besonders nach dem Dreißigjährigen Krieg wandelte sich das
Gesicht vieler Bauerndörfer erheblich. Durch die Entwicklung von
Gutswirtschaften auf ritterschaftlichem Eigentum oder dem, das durch
Bauernlegen dazu gemacht wurde, wurden aus den ehemals freien Bauern
Leibeigene und Tagelöhner. An die Stelle der Bauernhäuser
traten Tagelöhnerkaten, aus Rittersitzen wurden Herrenhäuser
mit Parkanlagen. Sie prägen bis heute das Bild der
Gutsdörfer, die am Rande des Naturparks überwiegen. Neben den
Guts- und Bauerndörfern gibt es noch solche Siedlungen, die auf
ehemalige Glashütten oder Teerschwelereien zurückgehen, wie
Wooster Teerofen oder Glashütte. Durch diese Gewerbe zur Zeit der
Gutswirtschaften wurden die Holzbestände des Waldes
übermäßig stark genutzt. Die daraus resultierende
Holznot führte schließlich zur Entwicklung der
Forstwirtschaft und zur Aufforstung großer Teile des heutigen
Naturparks. Aufmerksame Beobachter können noch heute die
Geschichte vergangener Jahrhunderte an der Landschaft und den
Siedlungen ablesen.
Aktueller Veranstaltungskalender des Karower Meilers (mit
ornithologische Exkursionen, Fluss-Wanderungen, Lesungen,
Pflanzenbestimmungen, Seeadler-Beobachtungen, ...) unter www.naturpark-nossentiner-schwinzer-heide.de